28. Februar 2025

Von den Anfängen der Sportgala oder: Abend-Stund hat Gold im Mund

Aller Anfang muss nicht schwer sein: Simone Baumann prägte die Sportgala des Landkreises Gotha und des Kreissportbundes Gotha als Moderatorin und erinnert sich gerne an die Leichtigkeit der Anfangsjahre zurück. Ein Gespräch* über Gründergeist, Teamwork und enthusiastische Meisterleistungen.

Frau Baumann, Sie zählen zum Kreis der Mitbegründer der Sportgala, hielten über viele Jahre bei der Organisation die Fäden in der Hand, gaben der Veranstaltung als Moderatorin ein Gesicht, führten charmant durch das Programm. Deshalb wurden Ihnen Spitznamen wie „Carmen Nebel aus dem Landratsamt“ oder „Mutter der Sportgala“ verliehen. Hat Sie dieses Feedback überrascht?

Ich habe mich gefreut. Denn natürlich ist es schön, wenn man solche Komplimente von den Gästen der Sportgala bekommt. Aber als Mutter der Gala fühle ich mich nicht.

Warum?

Ganz einfach: Für mich ist und bleibt Dr. Dieter Reinholz (Landrat des Landkreises Gotha von 1990 bis 2000 / Anm. d. Red) der Vater dieser traditionsreichen Veranstaltung, die in diesem Jahr ihre 25. Auflage erlebt. Er hat unsere Idee, eine Sportgala auf die Beine zu stellen, von Anfang an nach Kräften unterstützt, sich für gute Rahmenbedingungen stark gemacht und auch persönlich eingebracht. Und vor allem: Er hat diejenigen, die für die Organisation verantwortlich waren, machen lassen. Ich denke, dass es die Sportgala in dieser Form unter keinem anderen Landrat gegeben hatte.

Spielte dabei auch eine Rolle, dass Dieter Reinholz in jungen Jahren selbst ein Leistungssportler gewesen ist. Er war Speerwerfer, besuchte die Sportschule.

Ich denke schon, dass das keine ganz unwichtige Rolle gespielt hat. Er hatte schon immer ein großes Herz für den Sport und wusste auch, wie wichtig die Anerkennung von Leistung im Großen wie im Kleinen ist.

Gab’s damals, Anfang der neunziger Jahre, ein Vorbild für die Sportgala: etwa den Ball des Sports?

Vergleichbare Veranstaltungen, bei denen Sportler abseits des Wettkampfgeschehens im Mittelpunkt standen, gab es ja auch schon vor der Wende – damals hießen sie nur ganz anders. Insofern mussten wir das Rad dann nicht komplett neu erfinden.

Aber die namentliche Verbindung aus Sport und Gala wurde bewusst gewählt?

Ja, wir wollten einen besonderen Abend für den Sport ins Leben rufen, auf den sich jeder Gast schon lange vorher freut: also ein sportliches und gesellschaftliches Ereignis mit festlichem Rahmen, vielen Hohepunkten und einem außergewöhnlichen Programm.

Sie sprechen oft von „uns“ und „wir“. Wen beziehen Sie mit ein?

Wir waren damals ein starkes Team, in das sich viele eingebracht haben. Dazu zählten kreative Köpfe wie Gerd Limprecht und viele Enthusiasten wie Wolfgang Woelk, Elke Baumbach oder auch der erste Vereinsberater des Kreissportbundes, Rainer Stirnat – um nur einige wichtige Protagonisten aus der damaligen Zeit zu nennen.

Wir haben die Veranstaltung stets als Team konzipiert, Ideen gesammelt und ziemlich oft auch verwirklicht. Zupass kam uns dabei eine Mischung aus Aufbruchstimmung der Nachwendejahre und Unbeschwertheit, die vieles möglich gemacht hat, was heute in dieser Form wohl nicht mehr möglich wäre. Nicht zuletzt deshalb war die Arbeit in diesem Team einfach ein großes Vergnügen.

An welcher Stelle lasst sich das Wirken der Enthusiasten besonders gut ablesen?

Ach, da gibt es viele markante Punkte. Im Jahr 1995 haben zwei Kollegen, Volkhard Schüller und Matthias Feller, mal ein altes Auto so lange mit dem Vorschlaghammer bearbeitet, bis es durch die Mitteltür der Stadthalle passte – dieses Auto musste knapp 25 Zentimeter schmaler werden. Der Wagen stand später bei der mitten auf der Tanzfläche und diente als „Spielwiese für BMX-Radfahrer vom RSC Walterhausen-Gotha, die dem Wagen im wahren Wortsinn aufs Dach gestiegen sind und eine atemberaubende Show gezeigt haben.

Ein weiteres Beispiel ist die Tombla, die wir in den Anfangsjahren immer gemacht haben. Da ist Wolfgang Woelk in den Wochen vor der Gala stets als „Hans Dampf“ durch alle Gassen der Stadt und des Landkreises gerast und hat Preise aufgetrieben. Und wissen Sie, was die Krönung war?

Verraten Sie’s uns!

In einem Jahr musste die Tombola bereits am Abend vor der Veranstaltung im Foyer der Stadthalle aufgebaut werden – dort standen dann sehr viele lukrative Preise, aber es gab keinen Wachschutz. Da hat Wolfgang Woelk flugs einen Schlafsack besorgt und Nachtwache gehalten, also im Foyer der Staathalle neben den Preisen geschlafen.

Zurück zu Ihrer Rolle: Sie haben bei der Premiere der Sportgala die Moderation übernommen und diesen Part über viele Jahre bespielt. Wie kam’s?

Es war ganz einfach niemand da, der das machen wollte – da habe ich gesagt: „Okay, ich kann mir das vorstellen.“

Ein Sprung ins kalte Wasser?

Nein, der war’s nicht. Schließlich habe ich schon immer gerne vor Menschen gesprochen. Und ich muss sagen: Mir hat die Moderation der Gala großen Spaß gemacht.

Was genau hat den Spaß ausgemacht?

Zu sehen, wie die vielen kleinen Puzzleteile, die wir in den Monaten zuvor mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen hatten, sich zu einem tollen Gesamtbild gefügt haben. Zudem haben mir die Interviews, die im Laufe des Abends zu führen waren, große Freude bereitet.

An welchen Gesprächspartner erinnern Sie sich besonders gerne.

An das Treffen und die Gespräche mit Gunda Niemann-Stirnemann (im Beitragsbild links, im Gespräch mit Simone Baumann). Allein schon deshalb, weil es nicht ganz so einfach war, sie in die Stadthalle zu holen. Denn damals wollte ja jeder unsere Gold-Gunda! Umso schöner war es dann, dass wir sie tatsächlich begrüßen und sehen konnten, wie locker und unkompliziert sie ist – ich kannte sie zuvor auch nur aus dem Fernsehen.

Am Ende der Veranstaltung gab sie noch eine halbe Stunde lang Autogramme, dabei hatte sie wirklich für jede Frage und jeden Wunsch ein offenes Ohr. Sie ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und hat mich wirklich sehr beeindruckt.

Fallen Ihnen spontan weitere Highlights ein, wenn Sie Ihre Sportgala-Zeit Revue passieren lassen.

Natürlich. Zum Beispiel das Gastspiel von Eberhard Gienger im Jahr 1996…

…der Weltklasse-Turner von einst und Erfinder des Gienger-Saltos hatte extra ein Reck mitgebracht und bat einen Herrn aus dem Publikum ans Gerät…

…ganz genau, das war eines der legendären Promi-Spiele. Wir wussten damals, dass Dr. Dieter Reinholz ein großer Gienger-Fan ist – das hatte uns seine Frau vorab verraten, auch deshalb hielten wir den Namen des Gastes geheim. Wir hatten Eberhard Gienger dahingehend gebrieft, dass er den Landrat ans Reck bitten sollte. Und Dieter Reinholz war sich ja für keinen Spaß zu schade. Also krempelte er kernig die Ärmel hoch und hing dann reglos am Reck, während sein Idol Riesenfelgen und andere Kunststückchen vollbrachte.

Ungeachtet der Tatsache, dass die Promi-Spiele nicht mehr in der damaligen Form kultiviert werden: Was unterscheidet die Sportgala von damals und heute in Ihren Augen?

Ich denke, das ist in erster Linie die Location. Die Stadthalle, wo die Veranstaltung zwischen 1993 und 2000 stattfand, hatte einen anderen Charme: Da war alles enger beieinander, irgendwie familärer. Dort konnte man einfach von der Bühne gehen und war sofort auf Tuchfühlung mit den Gästen. Die Goldberghalle ist anders, größer, weitläufiger, moderner.

Aber wichtiger ist natürlich, dass der Kern der Sportgala unverändert geblieben ist: Die Sportler aus dem Landkreis stehen an diesem Abend im Rampenlicht, kleine und große Heldentaten des zurückliegenden Jahres werden gewürdigt. Der Zuspruch ist ungebrochen, die Veranstaltung besitzt nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert.

Abschließend: Sie haben die Gala zwischen 1993 und 2005 zehnmal moderiert und in dieser Zeit auch geprägt. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?

Auf alle Fälle positiv. Ich habe bei diesem Gespräch auch gemerkt: Ich erinnere mich gerne zurück. Es war wirklich eine gute Zeit.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Wolfgang Gleichmar.

*Das Gespräch wurde 2017 anlässlich der 25. Auflage der Sportgala geführt; wir veröffentlichen es zur Einstimmung auf die 32. Sportgala noch einmal. Die 32. Sportgala findet am Samstag, 29. März 2025, in der Ohrdrufer Goldberghalle statt.